Der Omo ist ein 760 Kilometer langer Fluss im Südwesten Äthiopiens. Das am Unterlauf des Flusses gelegene Omo Tal gehört aufgrund der einzigartigen Knochenfunde in dieser Region seit 1980 zum Weltkulturerbe der UNESCO.
Das Omo Tal wird nicht zufällig als die Wiege der Menschheit bezeichnet. Hier wurden Knochen gefunden, die auf ein Alter von mindestens 130 000 Jahren, nach neuen Untersuchungen möglicherweise sogar 195 000 Jahren datiert werden können. Es sind einige der ältesten Knochenfunde überhaupt und als diese waren sie maßgeblich für die Forschung über die Entstehung, Entwicklung und Evolution der Menschheit. Unsere Vorfahren lebten wie heute dort Menschen leben; als Halbnomaden, die von Ackerbau und Viehzucht leben, fernab von jeder sogenannten Zivilisation, oder als Krieger, im Kampf um Land und Leute mit feindlichen Stämmen. Viel scheint sich nicht verändert zu haben seit den Lebzeiten von Lucy.
Höhlenmalereien geben Aufschluss über das Leben in den frühesten Epochen der Menschheit. So wird das Omo Tal zu Recht als lebendiges Museum bezeichnet. Der angrenzende Omo Nationalpark ist mit einer Fläche von 4.068 km² nicht nur der erste, sondern auch der größte Äthiopiens und gehört zu den wildreichsten Parks Afrikas.
Doch die Unberührtheit und Wildnis des Omo Tals ist gefährdet, denn der Omo ist das Ziel von mehreren geplanten Wasserkraftwerken. Im Jahre 2006 wurde der Bau des größten Staudamms des Landes besiegelt. Die damit entstehende Bedrohung könnte dieses Tal unwiederbringlich zerstören und das „lebendige Museum“ nach 200 000 Jahren in traurige Vergangenheit verwandeln.